02.08.2020 – Reisebericht zur Demonstration in Berlin

Reisebericht zur angemeldeten Demonstration am 01.08.2020 in Berlin:
Der Tag der Freiheit

Angesichts der immer umfassenderen und gleichzeitig inkohärenten Corona-Restriktionen durch Regierungen und Verwaltungsbehörden war für mich klar, dass es nicht mehr ausreicht, nur auf schriftlichem oder digitalem Weg seinen Unmut zu äußern. So habe ich mich über die Reise-Allianz #honkforhope für eine Tagesfahrt nach Berlin angemeldet.

Am 01.08.2020 ging es in der Früh um 3.30 Uhr ab Bielefeld los. Die Anreise nach Berlin verlief trotz einer Autobahnsperre in Richtung Berlin auf Höhe Königsbüttel problemlos. Bei Ankunft in Berlin am Holocaust-Denkmal um kurz nach 11 Uhr sah man schon Menschenmassen in Richtung Brandenburger Tor strömen. Zu Fuß ging es sofort zum Ausgangspunkt "Unter den Linden", wo wir uns sogleich in einem großen, bunten Menschenaufzug wiederfanden. Der Phantasie an T-Shirts mit denkwürdigen Sprüchen, die zahlreiche Teilnehmer*innen trugen, und der Vielfalt an Plakaten schienen keine Grenzen gesetzt. Die zentralen Themen waren dem Motto der Demonstration gemäß Frieden und Freiheit, Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung, verbunden mit der Forderung, die Grundrechte und Grundfreiheiten sofort vollständig und dauerhaft wiederherzustellen. Mich hat ein großes Stofftuch, als Plakat hochgehalten, mit dem Antlitz von Mahatma Gandhi, ganz ohne Worte, sehr beeindruckt. Von den Veranstaltern der Demonstration wurde immer wieder zu einer friedlichen Demonstration aufgerufen und wer besser als Mahatma Gandhi könnte hierfür Vorbild sein! Der Mann, der dieses große Stofftuch trug, hatte übrigens einen Handkarren mit ganz vielen Wasserflaschen dabei. Wie ich erst später (heute am 02.08.2020) durch Berichte erfuhr, hatte die Polizei des abends verhindert, dass man den Demonstrierenden (nach einem sengend heißen Tag) Wasserflaschen bringt. So hatte jener Demonstrant womöglich schon in weiser Voraussicht einen Vorrat – nicht nur für sich – dabei.

Bei unserem fünfstündigen Marsch durch die Berliner Innenstadt bei gefühlten 40° in der Sonne befand ich mich auf Höhe eines Umzugswagens, den Aktive aus Hannover organisiert hatten und Beiträge zu verschiedenen Themen brachten. Überwiegend ging es um das Thema Impfen. Von den auch sehr persönlichen Berichten und dem klaren Engagement der Redner*innen war ich tief beeindruckt und im Herzen berührt. Vielleicht kennen Sie dieses Gefühl des Berührtseins, wenn man einem Menschen begegnet, der von einer guten Idee beseelt unter vollständigem Zurückstellen eigener persönlicher Interessen für eben diese Idee eintritt und sich davon durch nichts beirren lässt?

Hin und wieder wurde die geschätzte Teilnehmerzahl mitgeteilt. Schon beim ersten Mal hörte ich eine Zahl von etwa 800.000 und dies übertraf meine Erwartungen bei weitem. Bei den darauffolgenden Durchsagen zur Teilnehmerzahl wurde die geschätzte Zahl von 1,3 Mio. Menschen genannt. Die Stimmung war unglaublich positiv, bunt, energiegeladen und hitzig im wirklichen (Sommerhitze) und übertragenen (Kampfesgeist) Sinn und: immer friedlich!!! Dies möchte ich ganz besonders hervorheben, da dieser Aspekt in den sog. Leitmedien teilweise anders dargestellt wird. Wir sind fünf Stunden lang an parkenden Autos und auch Gegen-Demonstrationen vorbeigekommen, ohne dass es ein böses Wort oder gar eine gewalttätige Auseinandersetzung gab. Sehr befremdlich wirkten auf mich die Gegen-Demonstranten, die maskiert, mit steinernen Gesichtern und uns gegenüber den Stinkefinger erhoben ihre Plakate schwangen: "Nazis raus!" Sind wir schon so weit gekommen in deutschen Landen, dass diejenigen, die für das Wieder-Inkrafttreten des Grundgesetzes (hiermit meine ich die Artikel 1 – 20 GG) als Nazis tituliert werden? Waren es nicht die Gründerväter und –mütter des Grundgesetzes, die unter dem Eindruck der gerade erst beendeten Nazi-Terrorherrschaft eben dieses Grundgesetz mit seinen Artikeln 1 - 20 als Abwehrrechte gegen den Staat konzipierten?

Auffällig war die Tatsache, dass den gesamten Tag über ein Hubschrauber ständig über den Demonstrationszug sowie nachmittags und abends noch über der "Straße des 17. Juni" flog. Soweit ich es auf die Entfernung und bei Gegenlicht beurteilen konnte, handelte es sich um einen Polizeihubschrauber. Warum wurden dann in den Massenmedien nicht die Bilder / Filmaufnahmen gezeigt, die dieser Hubschrauber mit Sicherheit den ganzen Tag über aufgenommen hat?

Um ca. 16.00 Uhr näherten wir uns wieder dem Brandenburger Tor, kamen jedoch wegen Überfüllung nicht mehr direkt auf die "Straße des 17. Juni". Über einen kleinen Umweg durch den Tiergarten konnten wir uns dann aber noch seitlich dazugesellen. Was dann kurz danach geschah, sprengte meine Vorstellungskraft (sowie meine bisherigen persönlichen Erlebnisse). Ich hatte mich auf tolle Redner*innen und auf ein musikalisches Begleitprogramm gefreut, als die Polizei ankündigte, wegen Verstoßes gegen die "Corona-Auflagen" die Versammlung auflösen zu wollen. Wie war das noch vor wenigen Wochen bei BLM? Wurden dort identische Maßstäbe angelegt und ist dies einfach nur an mir vorbeigegangen? Oder handhabt der Staat diese Dinge in reiner Willkürmanier?

Losgelöst von der Tatsache, dass jeder vernünftig denkende Mensch Argumente für eine Maskenverweigerung aus gesundheitlichen Gründen vorbringen kann und könnte, sehe ich hier eine kognitive Dissonanz, die der Staat den Demonstranten abverlangt: Wenn sich diese nämlich gegen eben diese Corona-Restriktionen wenden und in eigener Kohärenz hierzu ihr persönliches Verhalten danach ausrichten, sollte der Staat das Einhalten eben dieser Regeln im Rahmen einer Demonstration nicht verlangen dürfen. Damit würde das Demonstrationsrecht in dieser konkreten Fallgestaltung entweder ausgehöhlt oder die Teilnehmer*innen in kognitive Dissonanz gezwungen, was m. E. eine Schikane darstellt. (Zudem fußen die Corona-Restriktionen des Staates nicht auf wissenschaftlicher, evidenzbasierter Grundlage; aber dies soll nicht Thema dieses Reiseberichts, sondern nur der Vollständigkeit halber wenigstens am Rande erwähnt sein.)

Kurz nach unserer Ankunft auf der "Straße des 17. Juni" hörten wir plötzlich direkt hinter uns Sirenen und sprangen erschreckt auf. Jedoch handelte es sich – Gott sei Dank – nicht um Polizeiwagen, wie ich im ersten Moment befürchtete, sondern um einen Rettungswagen, der sich den Weg durch die Menschenmenge bahnte. Offenkundig gab es ein erstes Hitze- und / oder Exsikkose-Opfer.

Parallel zu den Ankündigungen der Polizei, die Versammlung aufzulösen bzw. mit der Auflösung selbst und der Aufforderung, sich von der "Straße des 17. Juni" zu entfernen, marschierten seitlich von uns Polizisten in voller Montur, schwarz gekleidet, mit Helm und Visier, in Richtung Haupttribüne. Markus Haintz konnte so eben noch durch das Mikro die Ansage machen, dass man beabsichtige, ihnen den Strom abzustellen, wir aber friedlich versammelt, sitzend, auf der "Straße des 17. Juni" verbleiben sollten. Das taten wir auch und haben so unseren Protest gegen übergriffiges und totalitäres Staatshandeln zum Ausdruck gebracht. Wie ich im Nachhinein erfuhr, kam es zu Verhaftungen, auch bei den Veranstaltern.

Während des gesamten Tages hatte ich per sms Kontakt zu meiner Schwester, die nicht persönlich anwesend sein konnte. Hier die Wiedergabe (ab 8.29 Uhr – 19.50 Uhr):

"… Schlechte Nachricht: Oberbürgermeister aus Hessen sagt, am 31. August wird es einen bundesweiten Shutdown geben."
(Katrin an Marion, 01.08.2020, 8.29 Uhr)

"Wir sind jetzt am Brandenburger Tor angekommen."
(Marion an Katrin, 01.08.2020, 11.21 Uhr)

"Super! Viel Erfolg! Pass auf dich auf. Ines und Rainer haben schon ein Foto geschickt. Die sind an der Siegessäule."
(Katrin an Marion, 01.08.2020, 11.24 Uhr)

"Wir sind 1,3 mio menschen!!! u. jetzt wollen sie die Demo auflösen. aber wir bleiben hier!!!"
(Marion an Katrin, 01.08.2020, 16.05 Uhr)

"Wie lösen sie die Demo auf? Haltet durch viel Glück."
(Katrin an Marion, 01.08.2020, 16.19 Uhr)

"jetzt haben sie den Strom abgedreht. bei einer absolut friedlichen Demo seit Stunden. aber sie müssen uns schon forttragen. mal schauen, wie sie das bei 1,3 mio machen wollen"
(Marion an Katrin, 01.08.2020, 16.43 Uhr)

"Oh man, was für ein Armutszeugnis. Machen sie ohne Strom auch weiter?"
(Katrin an Marion, 01.08.2020, 16.55 Uhr)

"sie haben schon 2 durchsagen gemacht, aber markus haintz verhandelt gerade mit ihnen. allerdings rücken die festnahmeeinheiten schon an."
(Marion an Katrin, 01.08.2020, 17.01 Uhr)

"jetzt haben sie die vers. offiziell aufgelöst. wir sollen die straße des 17. juni verlassen, aber es bleiben alle hier."
(Marion an Katrin, 01.08.2020, 17.11 Uhr)

"Oh man, wie verhältst du dich? Seid tapfer. Gott sei Dank verhandelt Markus Haintz."
(Katrin an Marion, 01.08.2020, 17.12 Uhr)

"Kämpft für die Demokratie und die Freiheit. Alles Gute."
(Katrin an Marion, 01.08.2020, 17.13 Uhr)

"die demo ist offiziell aufgelöst, aber wir sind immer noch hier. leider ohne strom, also keine reden der veranstalter u. derzeit planlos. aber absolut friedlich!!! 1,3 mio menschen!"
(Marion an Katrin, 01.08.2020, 18.21 Uhr)

"Nachrichten ZDF berichtet von 20.000 Extremisten demonstrieren ohne Regeln. Sanktionen sollen für ganz Deutschland folgen. Für dich alles Gute."
(Katrin an Marion, 01.08.2020, 19.09 Uhr)

"ja, voll extrem, wenn menschen "frieden und freiheit" rufen."
(Marion an Katrin, 01.08.2020, 19.50 Uhr)

Meine Motivation, diesen kurzen Reisebericht zu verfassen, liegt in der Tatsache begründet, dass die Darstellung über den Ablauf der Demonstration und deren Teilnehmeranzahl in den sog. Leitmedien falsch dargestellt wird. Das ist nicht hinnehmbar und demaskiert die unheilige Allianz von staatlich rigorosem Handeln und Propaganda-Medien. Für meine Begriffe sind wir derzeit einem obrigkeitlichen Psychoterror ausgesetzt, der schnellstens beendet werden muss. Gerade in Fürsorge für alte, kranke, hilfsbedürftige Menschen und für die Kinder in diesem Land, die frei von Angst und Zwang sollen aufwachsen dürfen, setze ich mich gegen massive Angsterzeugung und soziale Atomisierung durch die (derzeit) Regierenden, die dies mit Repressalien durchsetzen, ein. Ich möchte deshalb mit einem Appell zu friedlichem Protest schließen:

Stell Dir vor es ist Krieg und keiner geht hin. Stell Dir vor es ist Lockdown und keiner macht mit.

Dieser Reisebericht stellt ausschließlich meine persönlichen Eindrücke und Erlebnisse vom 01.08.2020, dem Tag der Freiheit in Berlin, dar. Gleichzeitig mache ich mit diesem Reisebericht von meinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch.