Das Versagen steckt im System

Die Zahl der Beschwerden von Patienten wegen möglicher Behandlungsfehler steigt, beklagt der Medizinische Dienst der Krankenkassen. Er legt damit den Finger in eine viel größere Wunde, als ihm klar ist.

Jede unnötige OP, jede falsche Diagnose, jeder Fehler bei einem Eingriff - sie alle bringen menschliches Leiden. Weil die Zeiten der Halbgötter in Weiß aus Sicht der Patienten vorbei sind, wagen es immer mehr, Behandlungen überprüfen zu lassen. Das ist gut. Weil Patienten im Ernstfall Schadenersatz geltend machen können. Und weil Ärzte und Kliniken so schneller Fehlerquellen nachgehen können.

Aber: Die Hauptfehlerquelle dürfte menschliches Versagen sein. Ein Versagen, das noch immer in Medizinkreisen ungern eingeräumt wird. Hier muss dringend eine Kultur des Bekennens und des Verstehens her. Anfänge sind gemacht, die junge Medizinergeneration geht tendenziell anders mit dem Thema um.

Doch das Versagen steckt im System. Das Kostenkorsett für Kliniken und Ärzte wird immer enger geschnürt. Die Personaldecken dünnen aus. Die Zeit pro Patient sinkt. Der Erfolgsdruck steigt – auf dem Gesundheitsmarkt herrscht ein harter Wettbewerb. Wen wundert es da, dass es eine nennenswerte Fehlerquote gibt?

So hat der Medizinische Dienst nichts anderes gesagt, als dass das ganze System eine Behandlung braucht. Aber eine richtige.

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